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Editorial PD II/22

Firmenjubiläen nach Lust und Laune

Wenn es um Eigenwerbung geht, entwickeln manche Firmen (und deren beauftragte Werbestrategen) oft mindestens soviel Kreativität wie bei ihren Produkten. Da wird beschönigt, weniger positive Sachverhalte dezent verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt und sich selbst auf die Schulter geklopft, dass sich die Balken biegen. Doch auch in der Darstellung, wie lange man schon er­folg­reich auf dem Markt agiert, auf wieviele Jahre des Bestehens man zurückblicken kann, sind manche Firmen nicht zimperlich und biegen sich die Wahrheit bisweilen so zurecht, wie es ihnen in den Kram passt. Auf eine möglichst lange Tradition zurückzublicken, muss in den Köpfen von Firmeninhabern wohl ein unwiderstehliches Argument sein. Natürlich ist die Erfahrung, die damit einhergeht, nicht von der Hand zu weisen, doch sollte es doch bitteschön dabei wahrheitsgemäß zugehen. In dieser Beziehung geben Voigtländer und Zeiss Ikon, zweifellos zu den traditionsreichsten Unternehmen der Fotobranche zählend, ein etwas fragwürdiges Bild ab. Wie kann man als Voigtländer AG im Jahr 1931 ein 175jähriges Bestehen als Fotounternehmen begehen, wenn in dem zugrundeliegenden Gründungsjahr 1756, ab dem man "lediglich" optische Geräte herstellte, die Fotografie noch gar nicht erfunden war? Wie kann die Zeiss Ikon AG 1937 eine Festschrift anlässlich ihres – angeblich – 75jährigen Bestehens herausgeben, wenn doch dieses Unternehmen zu jenem Zeitpunkt erst elf Jahre bestand, da 1926 aus der Fusion mehrerer anderer Firmen hervorgegangen? Ganz einfach, indem man in letzterem Fall die Gründungsjahre der Fusionsfirmen einfach mitzählt – wer wird denn so kleinlich sein? Kann man eng sehen, muss man aber nicht. In dieses fragwürdige Bild passt im Falle von Voigtländer auch, dass man in dem Prospekt von 1939 (siehe Seite 8), das ein angeblich mit dem ersten Voigtländer-Objektiv von 1840, von Josef Petzval berechnet und in die erste Voigtländer-Metallkamera eingebaut wurde, aufgenommenes Porträt ziert, von einem Voigtländer-Objektiv gesprochen wird. Mal abgesehen von der Frage, ob man für dieses sicherlich ansprechende Foto einer jungen Frau tatsächlich dieses Objektiv verwendet hat – mit einem Hinweis auf den genialen Mathematiker Petzval, dem Voigtländer nichts weniger als den erfolgreichen Einstieg in die Kamera- und Objektivproduktion zu verdanken hat, hätte man sich in Braunschweig sicher keinen Zacken aus der Krone gebrochen. Aber wenn man weiß, dass es zwischen Petzval und Voigtländer schon nach kurzer Zusammenarbeit zu einem Zerwürfnis mit gerichtlichen Auseinandersetzungen kam, kann man heute nur noch darüber spekulieren, wer hier damals wen über den Tisch gezogen hat. Dass man vor diesem Hintergrund von einer Namensnennung absieht, ist dann auch wieder irgendwie verständlich. Lassen wir es dahingestellt, es wird sich auch bei intensivsten Nachforschungen, wie sie Bernd K. Ottos wieder aufwändig recherchiertem Beitrag zugrundeliegen, wohl nicht mehr zweifelsfrei klären lassen. An dieser Stelle soll neben den zahlreichen langjährigen Autoren mit Thorsten Pöllath ein neuer Name in diesem Kreise begrüsst werden, dessen Sammelgebiet ein weitaus jüngeres, jedoch für Technikinteressierte ein durchaus reizvolles ist. Angelegt auf etliche Folgen, wird er die unterschiedlichsten Lösungen beschreiben, die einige namhafte Fotounternehmen wie Asahi Pentax, Fuji, Mamiya, Olympus, Praktica/ Pentacon, Rollei, Voigtländer und Zeiss Ikon für ihre Spiegelreflexkameras mit M42-Anschluss und die Belichtungsmessung bei offener Blende entwickelt haben. Wenn man bedenkt, dass das M42-Gewinde einmal der Vereinheitlichung gedient hat, auch so eine merkwürdige Geschichte – wie die Sache mit den Firmenjubiläen.

Herzlichst Ihr
Rudolf Hillebrand


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