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Leseprobe: Minis aus Fernost
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Enorme Typenvielfalt: Minis aus Fernost (aus PHOTODeal I/1998)

Durch preisgünstige Arbeitskräfte konnte die japanische Kameraindustrie bereits in den 30er Jahren mit einzelnen konkurrenzfähigen Erzeugnissen auf dem Weltmarkt aufwarten. Während der nachfolgenden Kriegszeiten kam diese positive Entwicklung aber fast zum Erliegen, bald danach konnte jener Industriezweig allerdings wieder Fuß fassen und neue Absatzmärkte finden. Auch wenn in einigen Fällen nur Kopien bekannter Marken und nicht zuletzt Billigapparate exportiert wurden, es waren doch erste Vorboten für einen späteren unvergleichlichen Aufstieg der photographischen Industrie Japans und die Ablösung Deutschlands, dem lange Zeit führenden Herstellungsland.

Bild links: Hier wird die ganze Typenvielfalt der Hit-Cameras deutlich - und doch sind in diesem Foto noch längst nicht alle vorkommenden Modellvarianten vertreten.

Als typisches Beispiel für solche preisgünstigen Produkte, die in alle Welt vertrieben wurden, gelten die sogenannten Hit-Cameras. Die Bezeichnung steht für Kleinstbildkameras mit dem Format 14x14 mm und einem Mindestmaß an Ausstattungsmerkmalen. Der Grundtyp stammt von einem Protomodell ab, das schon kurz vor dem Kriege bei der japanischen Firma Tougodo Optical entwickelt wurde.

Jenes ursprüngliche Design ist seit Ende der 40er Jahre wieder und wieder übernommen worden, so daß Sammler heute eine Vielzahl ähnlicher Miniapparate finden können, die sich auf den ersten Blick mehr oder weniger nur durch ihre jeweilige Namensgebung voneinander unterscheiden. Ursprünglich waren sie als Kinderspielzeug (toy camera) hergestellt worden, es sind aber inzwischen wegen ihrer großen Modellbreite und den oftmals noch erschwinglichen Preisen (nicht selten unter 50 DM, weniger häufige an die 100 DM, besonders gesuchte manchmal knapp oder weit darüber) beliebte Sammlerstücke geworden.

Bild links: Früher Typ einer Hit-Kamera, diese zählt zu den ersten Modellen, die aus Japan nach dem Krieg exportiert wurden.

Der angesprochene Typ einer Miniaturkamera verfügt über ein leichtgewichtiges Metallgehäuse, die meisten Versionen haben ein Einzelgewicht um die 40 g, einige liegen bei ca. 50 und wenige erreichen gerade mal 60 g. Das Oberteil wurde verchromt, der Körper ist meist mit schwarzem Leder bezogen, jedoch sind auch farbige Ausführungen und vergoldete Gehäuse bekannt.

Neben einem einfachen optischen Durchsichtssucher wurde ein Momentverschluß (1/25 sec., teilweise mit B-Einstellung) eingebaut. Das Fixfokusobjektiv (in der Regel 20 mm Brennweite) besteht aus einer Einzelmeniskuslinse. Ein Transportknopf mit knapp 12 mm Durchmesser liegt an der Kameraoberseite. Durch einen Schieber läßt sich der klappbare Rückdeckel öffnen und verschließen. Darin sitzt mittig angeordnet, umgeben von einem hellen ca. 0,5 cm breiten Metallring, ein rundes Filmfenster. Verwendet wird ein auf eine Spule gewickelter 16 mm-Spezialrollfilm, darauf passen maximal 10 Aufnahmen im Format 14x14 mm. Die Breite der Minikamera liegt bei ca. 55 mm, sie ist etwa 33 mm hoch, einschließlich Objektiv mißt sie in der Tiefe ebenfalls 33 mm.

Gleich und doch nicht gleich
Schauen wir uns die vielen Modellvariationen noch etwas genauer an, so lassen sich neben der Bezeichnung auf einem hellen bzw. schwarzen Objektivring noch weitere Abweichungen herausstellen. Der bereits angesprochene Transportknopf ist unterschiedlich ausgebildet, er paßt sich der Formgebung des Oberteils an. Bei einer hohen Version ist die obere Deckkappe seitlich entsprechend gekürzt, dagegen läuft das Kameraoberteil unter einem flacheren Transportrad sanft aus. In der äußeren Riffelung sind entweder keine oder bis zu vier ringförmige Vertiefungen eingefräst. Die vordere Sucheröffnung weist darüber hinaus verschiedene Größen auf, gleich daneben befindet sich in einigen Fällen eine Schraube, der in der Regel auch eine auf der Rückseite gegenübersteht. Nicht zuletzt weichen die einzelnen Auslöser, an der Seite des Objektives angebracht, in ihrer Formgebung stark voneinander ab.

Bilder links: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts, ist man hier fast geneigt zu sagen - auf den ersten Blick sind die Unterschiede minimal.

Erst bei näherem Hinsehen lassen sich Details feststellen: mal ist es der Auslöser, mal der Transportknopf, ein anderes Mal die Größe oder Anordnung der verzierenden Sternchen um die Objektivfassung herum, und minimale Unterschiede finden sich auch in der Formgebung der Deckkappe und der Rückwandverriegelung.

Den Sammler (er)freut die Typenvielfalt, hat er hier doch ein weites Sammelgebiet vor sich, das zudem wenig Platz beansprucht.

 

Mini-Aufnahmeformat und Minimalausstattung

Inzwischen kennen wir von dem beschriebenen Minikameratyp an die 100 Versionen, angeblich werden immer noch welche in Hongkong oder Taiwan produziert. In der nebenstehenden Liste, die sich bestimmt um weitere Bezeichnungen ergänzen ließe, sind einige wichtige Vertreter aus den vergangenen 50 Jahren alphabetisch aufgeführt. Dabei können möglicherweise unter demselben Namen (Colly, Hit, I.G.B., Mycro u.a.) durchaus mehrere verschiedene Ausführungen vorkommen.

In einigen Fällen wurde die Bezeichnung sogar auf dem mitgelieferten Kameratäschchen aus Leder (mit Trageriemen aus gleichem Material oder Kunststoff) aufgeprägt.

Weiteres Zubehör hat es für diese Miniapparate nie gegeben, denn man verzichtete gewiß aus Kostengründen bewußt etwa auf ein Stativgewinde oder Blitznippel.

Interessierten Sammlern, darunter sind erfreulicherweise auch weibliche vertreten, werden relativ häufig Exemplare des Typs mit unterschiedlichen Bezeichnungen angeboten, vereinzelt beispielsweise in Deutschland.

Mit einer weitaus größeren Auswahl kann erfahrungsgemäß eher in Japan, USA (Nordamerika wurde in den frühen Jahren vorwiegend beliefert) und eventuell noch in Großbritannien gerechnet werden.

Hubert E. Heckmann

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